Das Verhältnis zwischen Mensch und Hund

Das Verhältnis zwischen Mensch und Hund

Jahrtausendelang war der Hund vom Menschen nur als Jagdgehilfe und Wächter gehalten worden. Heute hat sich das geändert. Heute holt sich der Mensch in erster Linie, so hoffe ich doch,  einen zu sich, um ein lebendes Wesen, einen Kameraden zur Seite zum haben. Erm ost völlig in unsere Hand! Wer einen Hund in seine Lebensgemeinschaft überführt, nimmt auch die Pflicht auf sich, ihn zu pflegen und seinen körperlichen und seelischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Der Hund ist und bleibt ein Geschöpf der Natur. Die Natur läßt sich nicht vom Menschen zwingen, duldet nicht, dass wir ihr ins Handwerk pfuschen und mit ihren Geschöpfen experimentieren, um aus ihnen zu machen, was sie nicht sein können. Sie rächt sich, wenn wir gegen ihre Gesetze verstoßen.

Wer sich einen Hund anschaffen möchte, möge sich bitte vorher überlegen, ob er sich den Aufgaben gewachsen fühlt. Die Geld-, Zeit- und Platzfrage ist nicht allein entscheidend, da sie nur die körperlichen Bedürfnisse des Hundes betrifft. Weit schwieriger ist die Gestaltung des seelischen Zusammenlebens mit dem Hunde. Er ist ja nicht eine Sache, sondern ein Lebewesen, das verstanden sein will.

Ich sage es ganz ehrlich: manche Menschen sind von vornherein nicht in der Lage, ein gerechtes Verhältnis zwischen sich und dem Hund herzustellen, weil sie ihn aus z.B. rein äußerlichen Gründen zu sich holen: Mode, Repräsentation, Spielerei oder ein falsches Verständnis zur Tierlieb sind einige Faktoren, die das Zusammenleben erheblich erschweren. Trauriges Schicksal!

Vielen Hundefreunden geht auch das rechte Verständnis für das Tier ab, obwohl sie es mit Liebe und Freude betrachten und eifrig bestrebt sind, alles zu tun, was sie für recht halten. Mangel an Kenntnis und Verständnis bereiten dann dem Hunde ein Dasein, das seiner Natur nicht entspricht. Das ist bedauerlich, denn gerade dieser vom besten Willen beseelte Personenkreis neigt in falsch verstandener Tierliebe dazu, den Hund zu verweichlichen, so dass er ein überaus empfindliches Wesen wird. Die gleiche Einstellung führt dazu, den Hund tun zu lassen, was immer er mag, und jede Erziehung zu unterlassen, bis eines Tages sein Betragen unerträglich ist.

Nicht wenige vertreten den Standpunkt, der Hund habe sich dem Menschen anzupassen, zumal er von ihm gepflegt und am Leben erhalten wird. Soweit der Hund dazu fähig war, hat er es auch getan. Der Hund hat sich eingefügt und sich den Äußerlichkeiten dem menschlichen Leben angepasst. Mehr aber darf man nicht verlangen! Es ist vielmehr Aufgabe des Menschen, den Weg zur Seele des Hundes zu suchen, auf Wesen und Charakter einzugehen, sich zu bemühen, wie ein Hund zu denken und zu fühlen. Schwer, sehr schwer-aber nicht zu umgehen!

Es ist durchaus bequem, dem Hund menschliche Regungen zuzuschreiben, ihn zu behandeln, als denke und fühle er wie ein Mensch. Das bedeutet eine große Ungerechtigkeit. Er kann es ja nicht! Es bleibt nur der angedeutete Weg. Je besser wir dann unseren Hund verstehen, um so größer wird unsere Freude an ihm sein und um so erfolgreicher die Erziehung. Damit ist beiden gedient.